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Hans-Günter Bilger

Blutregen in Stuttgart 1642 - Wagner, Tobias. Blutpredigt / Das ist: eine außführliche Sermon von Blutregen / mit was Augen ein rechtschaffener Christ dieselbe zu diesen schwirigen Zeiten ansehen soll ... Uber dem Blutregen / so das nechst verwichene Jahr / den 15. Tag Novemb. vmb 12. Uhr Nachmittag zu Stuttgart gefallen. In der benachbarten ReichsStadt Eßlingen den 22. tag Mäyen / dieses hinlauffenden 1643. Jahrs / auff den Pfingstmontag ... gehalten. [Erste Auflage]. Ulm: Balthasar Kühn 1643. Titelblatt in Rot-Schwarz-Druck. 62 Seiten (richtig: 58 Seiten. Paginierung springt von 12 nach 17. Blatt B4: 17 statt 13). So vollständig. Neuer Papierumschlag. 4to.

     €  1200,-

Als Blutregen wird die rötliche Färbung von Regen bezeichnet, die vor allem durch Wüstensand oder Staub verursacht wird. In Deutschland stammt dieser Staub meist aus der Sahara und wird vom Wind in großen Höhen über das Mittelmeer nach Europa gebracht. Dieses Phänomen hatte sich wohl an jenem 15. November 1642 über Stuttgart, in der Eßlinger Vorstadt und auch in anderen Gassen gezeigt. Darüber hielt Tobias Wagner in der Stadtkirche der Reichsstadt Esslingen eine Pfingstpredigt am 22. Mai 1643 „... zur Bußfertigen Nachrichtung / sonderlich den angefochtenen / nothleidenden Christenhertzen zum Trost in Truck gegeben“. Am Ende der Auszug eines Schreibens an der regierenden Bürgermeister Johann Caspar Daur in Esslingen, in dem das Phänomen geschildert wird. „... auch deßwegen Bericht an die Fürstliche Cantzley gethan worden“. - Nach dem Studium der Theologie (Stiftler) an der Universität Tübingen (Schüler u.a. von Osiander und Pregizer) war Wagner 28 Jahre lang (1624-1652) Pfarrer und Lehrer in der Reichsstadt Esslingen gewesen. 1652 nach Tübingen berufen, erhielt er die Aufsicht über das Stift, die Professur für Theologie und ab 1663 die Würde des Kanzlers der Universität. In dieser Stellung hat er als polemischer Lutheraner wesentlich zum Wiederaufbau der theologischen Fakultät nach dem 30jährigen Krieg beigetragen und 88 Kandidaten die Doktor- und 691 die Magisterwürde erteilt. „Er [hatte] viele Wissenschaft und Erfahrung, und wurde daher von verschiedenen, auch entfernten Orten her öfters in den verwikeltsten Fällen zu Rath gezogen“. (Bök in Geschichte der Universität Tübingen (Tübingen: Cotta 1774), S.127). - Durchgängig etwas gebräunt. Erste und letzte Lage fleckig. Durchgehender Feuchtrand im Bundsteg-Fußsteg und im Kopfsteg-Außensteg (obere Ecke). Blatt D1 mit wenig störendem, kleinen Eckabriß. Kleine Fehlstelle (ehemaliger Blattweiser) im Außensteg von Blatt H2 fachgerecht hinterlegt. (VD17 23:246233D; Fischlin: Memoria Theologorum II, Seite 195).

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