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Hans-Günter Bilger

Inkunabel aus Reutlingen 1479 - Nider, Johannes. Jncipit Preceptorium diuinae legis, sive Expositio decalogi. Fratrem Johannem Nider sacre theologie professore ordinis predicatorum. [Reutlingen: Michael Greyff. Nicht nach 1479]. Druck in 2 Spalten, 43 Zeilen. 262 nnum. Blätter. Durchgehend rubriziert und alle Lombarden kalligraphisch in Rot fein ausgemalt. Das erste und letzte Blatt weiß. Erfreulich schön erhaltener, zeitgenössischer Schweinsleder-Holzdeckelband auf vier echten Bünden mit zwei intakten Schliessen und kalligraphischem Rückentitel. Abgeschrägte Kanten. Folio (30,5 x 21,5 cm).

 

    

Prächtiger, frischer und breitrandiger Inkunabeldruck des ersten Buchdruckers in der freien Reichsstadt Reutlingen: Michael Greyff.  Unser Exemplar mit hochinteressanter Provenienz der Kartause Buxheim bei Memmingen als Geschenkexemplar des Buxheimer Kartäuser-Mönchs Hilprand Brandenburg von Biberach: „Liber Cartusiensis in Buchshaim prope Memingen / proueniens a confratre nostri domino hilprando Brandenburgense / de Bibraco Donato sacerdote continens ut supra Oretur / pro eo et pro quibus desiderauit.“ Dieser handschriftliche Eintrag am ersten Blatt verso ist sehr wahrscheinlich von der Hand des Buxheimer Priors Jakob Louber (Lindau 1440-1513 Basel). Unter seinem Priorat wurde das Kloster und die seit der Konzilszeit reich dotierte und berühmte Bibliothek, welche er ganz in seine Hand nahm, ausgebaut. - Hilprand Brandenburg (Biberach 1442-1514 Kartause Buxheim) wurde nach Studium in Wien, Pavia und Basel zunächst Rektor in Basel. Er wurde 1473 zum Priester geweiht und hatte ab 1480 verschiedene kirchliche Ämter in Biberach, Wurzach und Stuttgart. Ab 1505 trat er in das Kollegium der Kartause Buxheim ein. Er gilt als einer der ersten bedeutenden Bibliophilen und Sammler wertvoller Bücher und hatte der Bibliothek der Kartause Buxheim etwa 450 Bücher übereignet, darunter dieses hier vorliegende. - Der Verfasser, Johannes Nider (Isny 1385-1438 Nürnberg) trat 1402 in den Dominikanerkonvent in Colmar im Elsass ein und hatte ab 1414 seinen Orden beim Konstanzer Konzil vertreten. Nach Studium in Köln und Wien wurde er 1427 zum Prior des Dominikanerklosters in Nürnberg berufen. Im vorliegenden Werk von 1437/38 kommentiert er die hinter der als Hexerei bezeichneten Delikte stehenden dämonologischen Fragen. Das Buch wurde in der dämonologischen Literatur des 15. bis 17. Jahrhunderts als Autorität umfassend rezipiert und als Belegmaterial für die Realität der Hexensekte angeführt, so u.a. im ‘Malleus maleficarum’ von 1486. - Der Erstdrucker in Reutlingen Michael Greyff hatte das Handwerk des Buchdrucks in Straßburg erlernt. Sein erster Druck in Reutlingen datiert von 1476. Wahrscheinlich hatte er aber schon ab 1474 in Reutlingen gedruckt. Die Datierung des hier vorliegenden Drucks ist möglich durch ein Exemplar in der StaBi München mit dem Eintrag des Rubrikators „1479“. - Beide Spiegel in den Vorsätzen entfernt. Ovaler Stempel der Bibl[iothek] Buxheim im Fußsteg von Blatt zwei verso. Durchgehend moderat gebräuntes, aber nahezu fleckenloses, sehr schönes Exemplar mit einigen wenigen handschriftlichen, zeitgenössischen Marginalien. Prachtvoll erhaltenes Exemplar mit dem Einband im ursprünglichen, höchst erfreulichen Zustand und mit beiden intakten Schließen. (GW M26937, ISTC Nr. in00204000; BMC II 576; Goff N204; HC 11783; Hummel-Wilhelmi 467).

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